Cocktail Party
Eine lange Reihe an Untersuchungen neigt sich dem Ende. Am Donnerstag hatte ich nochmal eine Biopsie – diesmal auf der rechten Seite. Da ist ja jetzt auch dieses „völlig unauffällige“ aber „nicht tastbare“ Fibroadenom. Es ist schon erschreckend, wie schnell mal von diesem ganzen Kanülen legen und Blutabnehmen, Spritze hier, Spritze da abgehärtet ist. Man liegt einfach nur noch da und lässt machen. Spritze in die Brust zur Betäubung – rein mit diesem Ding – drei Mal „Klack“ und die drei Pröbchen sind genommen. Saubermachen, Pflaster drauf, Druckverband – fertig. Hab das gar nicht mehr wahrgenommen, irgendwie.
Dazwischen hatten wir eine kurze Pause von ca. 1 Stunde bis es zum Chemo-Aufklärungsgespräch ging. Waren im Café am Max Weber Platz und haben kurz was gegessen und nen Cappuccino getrunken. Danach gleich wieder rüber ins Rechts der Isar zum Termin.
War ein ganz komisches und beklemmendes Gefühl dort hin zu gehen. Es ist immer noch nicht so ganz bei mir angekommen, dass das jetzt alles tatsächlich passieren wird. Die Schwestern waren sehr nett und haben mir gleich (mal wieder) Blut abgenommen und mir zwei Fragebögen in die Hand gedrückt.
Ich könnte diesen Job im Leben nie machen. Da stehst Du als Mensch immer zwischen Leben und im schlimmsten Fall Tod. Da muss man schon ein ziemlich dickes Fell haben – ich habe größten Respekt davor! Das mal nur so ganz nebenbei….
Das Aufklärungsgespräch erfolgte dann durch eine Ärztin. Zu erst habe ich meinen „Chemoplan“ erhalten, also in welchem Zyklus mir mein „Cocktail“ verabreicht wird und wie lange das dauert. Welche Art von Cocktails es sein werden und vor allem – die Nebenwirkungen.
Medikation
- Chemo Teil 1 – 4 Zyklen (alle 3 Wochen): Epirubicin 90 mg/m² + Cyclophosphamid 600 mg/m²
- Chemo Teil 2 – 4 Zyklen (wöchentlich): Paclitaxel 80 mg/m² + Carboplatin AUC 1,5
Und auch die Nebenwirkungen (sehr kurz gefasst – ich habe insgesamt 5 DIN-A 4 Seiten davon) möchte ich an dieser Stelle nicht vorenthalten:
Allgemeine Nebenwirkungen
- Knochenmarksdepression: Verminderung von Hämoglobinwert, Blutplättchen und weißen Blutkörperchen, damit INFEKTanfälligkeit erhöht
- Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Fatigue
- Übelkeit, Erbrechen
- Schleimhautentzündung, Aphten
- Haarausfall (meist etwa 10-14 Tage nach erster Gabe bei EC, bei Beginn mit Paclitaxel Haarausfall erst nach 3-4 Wochen)
- Allergie, Hautrötung
- Einschränkung der Fruchtbarkeit und erhöhtes Fehlbildungsrisiko im Falle einer Schwangerschaft
und dann gibt es da noch die speziellen, die für das jeweilige Medikament, Nebenwirkungen
- Epirubicin: Herzmuskelschädigung, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Roter Urin (rotes Medikament!), Paravasat mit (möglicherweise bleibender) Gewebeschädigung.
- Cyclophosphamid: starke Übelkeit!, Blasenentzündung mit Blut im Urin, Leukämie- und Blasenkrebsrisiko steigen leicht an.
- Paclitaxel: Kribbeln/Taubheitsgefühl in Händen/Füßen (kann auch persistieren), Muskelschmerzen, grippeähnliches Syndrom, Geschmacksveränderungen, trocken Haut/Hautausschlag, Juckreiz, Nagelveränderungen, Anstieg der Leberenzyme, Wassereinlagerungen.
- Carboplatin: Nierenfunktionsstörung, Hörstörungen, Anstieg der Leberenzyme, Übelkeit/Erbrechen.
Wenn die Behandlung gestartet ist müssen immer in den zwei Wochen dazwischen ein Blutbild beim Hausarzt gemacht werden. Eine Ultraschallkontrolle der Brust erfolgt dann immer nach 6 Wochen. NA – DANN FRISS DAS ZEUG DU ARSCHLOCH UND STIRB!!!!!
Damit sich ein Teil der Nebenwirkungen in Grenzen hält, gibt es natürlich noch eine Menge an Zusatz-Medikamenten. Dafür habe ich Rezepte bekommen, und in der Apotheke bestellt. Das Meiste davon war nicht vorrätig.
Wieder zu Hause angekommen ist die Stimmung komplett gekippt. Könnte ständig nur heulen und habe Angst. Und ständig frage ich mich „WARUM?!?!“. Warum ich? Ich werde darauf keine Antwort bekommen…
PS: Einen schönen Valentinstag!