This Party is Shit

This party is shit

2020 – war anders. Irgendwie. Und wenn ich es Revue passieren lasse, hätte ich (wie wir Alle wahrscheinlich) ja nie im Leben gedacht, wie verrückt, seltsam und beschissen zugleich so ein ganzes Jahr werden kann. Erst der Krebs und oben drauf noch ne ordentliche P A N D E M I E!!!! Ja wie in einem schlechten B-Movie, oder? Corona, Lockdown der Erste, Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Lockerungen, wieder steigende Fallzahlen, Kompetenz-Ping-Pong in der Politik, und nochmal Lockdown. Glaubt uns in 10 Jahren keiner, was da so passiert ist… Aber nicht alles war schlecht, denn ich habe:

  • Mich und meinen Körper neu kennengelernt und ihn dadurch auch akzeptiert, was ich die letzten 40 Jahre tatsächlich nicht habe, konnte. So lange ich denken kann, habe ich mich geschämt. Für mich und meinen Körper. Habe ihn geschunden und gehasst. Mich über andere definiert und immer versucht nicht der zu sein, der ich eigentlich bin. Durch die Krebserkrankung haben mein Selbstbewusstsein und Selbstliebe zusätzlich schwer gelitten. „Nein, das bin ich nicht“. Und dann kam er irgendwann, der Moment: „Doch, genau das bin ich und es ist ok.“ Ich habe zu viel Zeit damit verschwendet perfekt für Andere zu sein, jemand zu sein wollen, der ich nicht bin. Es musste erst diese Krebserkrankung kommen, um mir klar zu machen, wie wertvoll das mit „dem Leben“ überhaupt ist. Wie dankbar man seinem Körper sein sollte, egal wie er aussieht! Wie schön es ist, Momente ehrlich und bewusst zu genießen zu können. Meine Wahrnehmung hat sich in vielerlei Hinsicht geändert. Und eines weiß ich ganz genau: Wenn ich heute Zeit verschwende, dann definitiv nur noch mit Glücklichsein!

  • Die Natur und das Leben so intensiv und achtsam erlebt wie noch nie zuvor: Als ich Ende Januar die Diagnose Brustkrebs erhalten habe wurde mir gesagt, Bewegung ist total wichtig. Und so sind wir, so oft es ging raus gegangen – und wenn’s nur ein paar Meter waren, weil mein Körper einfach nicht mehr her gegeben hat. Von Februar bis Ende Dezember habe ich insgesamt 2.140.278 Schritte zurück gelegt. Das entspricht in etwa 1.641 km. Es sind nicht nur die Schritte und Kilometer, die mich rückwirkend betrachtet, schwer beeindruckt haben. In meinem bisherigen Leben habe ich die Natur und das Spiel der Jahreszeiten noch nie so intensiv und achtsam wahrgenommen wie in den vergangenen 11 Monaten. Bei jedem Spaziergang haben wir andere, neue, teils noch nie gesehene Dinge entdeckt. Das Farbenspiel, von der Knospe zur Blüte, zum Blatt. Der Himmel, mal tiefblau, mal hellblau, mal grau. Die Wiesen in grün mit Löwenzahn, Pusteblumen, buntes Blumenmeer. Die Felder wachsen sehen vom ersten Halm bis hin zur Ernte. Die ersten verfärbten Blätter auf den Bäumen, Fliegenpilze, Waldgeister und der erste Frost, der Wald und Wiese mit Glitzer überzogen hat. Der erste Schnee… Dafür bin ich sehr dankbar!

  • Durch Freunde und Familie unglaublich viel Liebe, Zuspruch und Unterstützung erhalten. Aufmerksamkeiten, Kleinigkeiten, Gespräche. Meine Cousine hat mir z. B. ganz tolle Mützen genäht. Als unser Auto nen Platten hatte, hat uns eine Nachbarin ihr Auto geborgt, damit wir ins Krankenhaus fahren konnten. Eine andere Nachbarin hat mich zum Arzt gefahren, als mein Mann einen Termin hatte und nicht konnte. Meine Mama war da und hat mich unterstützt. Blumen, schöne Dinge, Momente, Erinnerungen geschaffen. Mein Mann, der mit mir – wann immer es möglich war – spazieren gegangen ist, mich motiviert hat. Freunde und Familie, die mich mal aus meinem „Nest“ geholt haben, zum Lachen gebracht haben, mir Normalität geschenkt haben. Sofern es möglich war.
  • Über Soziale Medien viele tolle Menschen und eine großartige Community kennenlernen dürfen, die mir über Podcasts, Blogs, persönliche Nachrichten, Videokonferenzen, Schminkseminare, Fotoshootings viel Mut und Zuversicht geschenkt haben und mir gezeigt haben, das Leben ist schön und so unglaublich lebenswert trotz dieser ganzen Krebskacke hier

Auf ein Neues!

2021 – Es kommt wie es kommt und ich werde es nehmen wie es ist! Weil: FUCK IT I’M ALIVE!!!

Ich wünsche uns allen – nicht nur für das kommende Jahr – neben Glück und Gesundheit ganz viel Zeit für wunderbare Erinnerungen und Momente. Habt es bunt und fein.