Emotionales Chaos

Emotionales Chaos

Puh – ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Die letzten Tage waren unglaublich anstrengend. Ein psychischer Horrortrip, um genau zu sein. Hätte ich nur nicht am Tag vor dem Knochenszintigramm gegoogelt, was meine Diagnose „triple negativer Brustkrebs“ überhaupt bedeutet und welche Prognosen es dafür gibt. Ich lass das jetzt auch an dieser Stelle, ich will mich nicht selbst wieder triggern.

Die Nacht auf Mittwoch war jedenfalls der Horror. Ich hatte wirklich Todesangst. Konnte nicht schlafen. Mein Herz war nur am pochen und am rasen. Mein Puls – jenseits von gut und böse. Ja, eigentlich schon eine Dissoziation. Das kenne ich aus meiner Zeit in der Klinik, als ich meine Depression bekämpft habe. Der Mittwoch Morgen sah auch nicht besser aus. Mein ganzer Körper hat verrückt gespielt. Mir war schlecht, ich musste mich übergeben und ich habe am ganzen Körper gezittert. Und es wollte einfach nicht aufhören. Ich habe dann mit ein paar Menschen gesprochen, unter anderem habe ich dann auch die Onko-Psychologin aus dem Brustzentrum kontaktiert. Sie hat mir den Schock erstmal genommen und mir gesagt, dass ich in dieser Situation auf jeden Fall mein Notfallmedikament nehmen darf. Ich hatte mich bislang nicht getraut, da ich nicht wusste, ob das irgendeinen negativen Einfluss auf das Ding oder sonst was hat. Danach ging es mir deutlich besser und ich konnte noch eine gute Stunde schlafen.

In der Radiologie angekommen wurde ich für das Knochenszintigramm vorbereitet. Radioaktives Material wurde gespritzt, danach hatte ich 3 Stunden Zeit und sollte spazieren gehen und viel trinken (mind. 2 Liter). Mein Mann war, wie bei jedem Termin, an meiner Seite. So sind wir erstmal eine Kleinigkeit essen gegangen. Aber irgendwie wollte es nicht schmecken bzw. ich hatte keinen wirklichen Appetit. Und müde war ich auch. So sind wir dann in die Tiefgarage und ich hab auf der Rückbank geschlafen. So gingen die drei Stunden doch recht schnell vorbei. Die Aufnahmen an sich haben dann nochmal 30 Minuten gedauert. Danach hatte ich noch ein Gespräch mit dem Arzt und diese 10 Minuten Wartezeit kamen mir vor 5 Stunden. Mein Körper hat wieder zum zittern angefangen und die Tränen sind mir vor Angst in die Augen schossen. Dann kam die erlösende Nachricht: Keine Metastasen in den Knochen! Alles sauber! Vor Freude sind mir die Tränen gekommen und am liebsten wäre ich dem Arzt um den Hals gesprungen. Das gab mir wieder etwas mehr Hoffnung und Kraft das CT am nächsten Tag zu überstehen.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag konnte ich schon etwas besser schlafen, muss aber gestehen, dass ich davor nochmal eine Tablette meines Notfallmedikaments genommen habe. Wir mussten früh aufstehen, der Termin war bereits um 8 Uhr und wir haben eine Fahrtzeit von ca. 50 Minuten. Dort angekommen ging alles wieder fix. Diesmal musste ich in einem Zeitraum von einer Stunde einen Liter Wasser mit „Zusatz“ trinken. Danach wurde ein Zugang gelegt, über den das Kontrastmittel eingeleitet wurde. Die Aufnahme an sich dauerte (glaube ich) 10 Minuten. Aber da war sie wieder diese Angst, denn diesmal ging es um die Organe: Lunge, Leber, Nieren, etc. Nach wieder gefühlter unendlicher Wartezeit dann auch hier die erlösende Nachricht: Keine Fernmetastasen! Alles gut!

Ich kann gar nicht beschreiben, was in diesem Moment passiert ist. Als wäre ein ganzes Gebirge von meinen Schultern gesprungen. Ich bin bereit! DER KAMPF KANN BEGINNEN!!!!

Der Tag war aber noch nicht ganz vorbei. Die Clipmarkierung stand noch an. So hatte ich noch einen Termin im Brustzentrum bei meinem behandelndem Arzt. Auch er fand die positiven Befunde des Szintigramms und CT hervorragend. „Es ist heilbar“ hat er gesagt. Aber es wird anstrengend. Die Chemo vor der OP wird erstmal 6 Monate dauern. Wie und was genau, erfahre ich am 13.02., da habe ich eine Vorbesprechung dazu in der Tagesklinik. Die Clipmarkierung wurde gesetzt. War ähnlich wie bei der Biopsie. Örtlich betäubt, ich hab nix gemerkt.

Jetzt heißt es erstmal entspannen! Ausruhen! Und das erste Mal seit Tagen hab ich wieder ein positives Hungergefühl.