Der endgültige Auszug der Kackstelze

Der endgültige Auszug der Kackstelze

Vorgestern war es soweit. Die Operation stand endlich an. Zwei Tage davor mussten aber noch ein paar Untersuchungen gemacht werden. Das war mal wieder ein langer Tag im Krankenhaus aber für die Menge an ToDo’s verlief alles recht schnell und reibungslos, fast.

Montag, 07.09.2020 – OP Vorbereitung

Wie immer fand am Eingang zuerst einmal das Corona-Screening statt (Zettel ausfüllen, Temperatur messen). Danach war meine erste Station die Patientenaufnahme. Ein paar Papierchen hier und da unterschreiben und damit ging es dann auf die Station. Viele Formulare wollten ausgefüllt werden und nach einer kurzen Wartezeit hat mich Dr. P schon freudig in Empfang genommen. Es wurde nochmal ein Ultraschall gemacht (weiterhin nix mehr sichtbar) und dann eine eisenhaltige Flüssigkeit die zu operierende Brust gespritzt um den Wächterlymphknoten, den sog. Sentinel zu markieren. Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich dazu in die Radiologie muss und eine radioaktive Substanz gespritzt wird. Wie auch immer, für mich klang es so jedenfalls gesünder. Es wurde vorher lokal betäubt und gemerkt hab ich überhaupt nichts. „Kann sein, dass das nicht funktioniert“ hat er gesagt, in diesem Fall müsste mir dann während OP eine blaue Flüssigkeit gespritzt werden, die Brust wäre dann für ein paar Monate blau. Ok. Eine Schlumpfbrust. Hahaha. Gut, kann ich mit leben, denn das Leben ist eh bunt. Danach hat er mir noch kurz erklärt, wie er schnippeln würde. Wenn möglich um die Brustwarze herum, das Tumorbett und den Sentinel von dort aus entfernen. Keine große Sache mit wenig Narbe. Klingt gut!

Nach diesem Gespräch ging es direkt weiter zum nächsten Arzt mit der Aufklärung zu dieser OP (Risiken, etc.), Blutentnahme und Corona-Abstrich. Ein EKG soll auch gemacht werden, dazu sollte ich in eine andere Abteilung, einfach hingehen. Passt schon. „Sie sind nicht angemeldet, wir können das EKG nicht machen“. Ja, aber das brauche ich doch JETZT für das Narkosegespräch?!?! Ausnahmsweise haben mich die Damen dann selbst angemeldet mit der Bitte, das doch auf Station zu sagen, dass das nicht ihr Job ist. 10 Minuten Diskussion für 30 Sekunden EKG – however – es hat ja letztendlich noch geklappt und ich hab bekommen was ich brauchte.

Mit dem kompletten Behandlungsordner (inkl. EKG) ging es weiter zum nächsten Termin – Narkosegespräch. Viele Fragen, viele Antworten, die Ärztin hat alles im PC eingetippt, kurz aufgeklärt und mit allen Unterlagen wieder zurück auf die Station. Ordner abgegeben und „nach Hause entlassen“ – Servus und bis Mittwoch. So bekommt man auch seine 10.000 Schritte voll…

Mittwoch, 09.09.2020 – Der endgültige Auszug der Kackstelze

Das Wichtigste für diesen und die nächsten Tage war gepackt. Der Brustbeutel (für die Drainagen) den mir meine „Busenfreundin“ Christina zum Geburtstag geschickt hatte und meinen neuen Glücksbringer, den ich von meiner Bettina – ebenfalls zum Geburtstag – geschenkt bekommen habe. Mit diesen wunderbaren Dingen im Gepäck kann schon mal nix schiefgehen! Im Übrigen haben mich im Vorfeld sehr viele tolle Nachrichten (per Post, Telefon, Instagram, Facebook & Co.) erreicht um mir für die bevorstehende OP die Daumen zu drücken.

Früh Aufstehen war angesagt, denn um 07:30 Uhr (der frühe Vogel und so) sollte ich mich auf Station F2A melden und einchecken. Danach wurde ich in mein Zimmer gebracht. Mein neues Outfit lag schon bereit: Ein schickes Flügelhemdchen, Kompressionskniestrümpfe und ein trendiger Netzschlüpfer mit Einlage. Aber vorher musste ich noch ins Brustzentrum zur Drahtmarkierung. D. h. da wird ein Draht in die Brust gelegt, orientiert am Clip, also da wo der Tumor mal war. Dies musste unter Mammographie gemacht werden, da der Clip im Ultraschall nicht mehr sichtbar war.

Wie stellt man sich das jetzt vor? Mein Erinnerungsprotokoll:

Also, wie bei einer Mammographie wird die Brust „eingeklemmt“. Das Ganze findet allerdings im Sitzen satt, da man ganz still sein muss und sich nicht bewegen darf. Dann werden drumherum ein paar Aufnahmen gemacht, wo genau der Clip sitzt. Die Brust wird dann entsprechend ausgerichtet. Im oberen Teil der „Klemme“, die auf der Brust aufliegt ist eine Öffnung. Durch diese kommt dann der Draht in die Brust. Dann werden wieder Aufnahmen gemacht, ob der Clip „erwischt“ wurde. Hat beim ersten Mal leider nicht geklappt, die Brust ist um 1 cm verrutscht. Also alles nochmal von vorne. Nach ca. 30 Minuten war das erledigt und konnte wieder abgeholt und auf Station gebracht werden.

Drahtmarkierung

Wieder im Zimmer angekommen hab ich mich erstmal für die OP „fesch“ gemacht. Mich mit meinen Zimmernachbarinnen bekannt gemacht und mit ihnen unterhalten. Da war zum Einen Frau H. – 91 Jahre (ich hätte sie maximal auf 80 geschätzt) und Frau M. – 72 Jahre. Frau H. wurde einen Tag vor mir operiert. Respekt – in diesem Alter, eine solche OP! Und ich muss sagen, diese Frau war echt fit! Frau M. kam über das Schmerz-Zentrum zum Einstellen auf die Tablettenchemo, da sie leider Metastasen in den Knochen hat. In den zwei Tagen, in denen ich im Krankenhaus war, habe ich so viele spannende und tolle Lebensgeschichten erfahren. Ich hoffe, Frau M. schreibt vielleicht doch noch ein Buch – ich würde es sofort kaufen!

Kurz nach 12 (ich konnte gerade noch das Essen für den nächsten Tag auswählen) wurde ich abgeholt. Es ging los – ab in den OP. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch einigermaßen entspannt aber dann kam doch die Aufregung. Im OP-Bereich angekommen wurde ich schon freudig erwartet. Dr. P. strahlte und begrüßte mich sehr euphorisch „Heute ist ein guter Tag, ein sehr guter!“ Ach wie schön, das freut mich sehr! High five und nach einer kurzen Fragenrunde durch eine OP-Schwester wurde ich in den OP gefahren. Und schon ging es los mit dem Angestöpsel, Zugang legen, „jetzt sollten Sie schon etwas müde werden“, Licht aus – alles dunkel, das Traumland hat schon auf mich gewartet.

Blinzelnd habe ich 15 Uhr wahrgenommen. OP überstanden. Narkose auch. Den Port haben sie mir auch schön verpackt aufs Bett gelegt. Den wollte ich nämlich als Souvenir behalten.

Der Port
  • Dr. P: Ungewöhnlich. Den können sie schon haben. Aber was wollen sie denn damit?

  • Ich: Verbrennen!!!

  • Dr. P: Na viel Spaß, da ist Titan drin, das brennt nicht.

  • Ich: Ach, da fällt mir schon noch irgendwas ein…

Wieder auf dem Zimmer hab ich wohl geredet wie ein Wasserfall und zwischendurch bin ich immer wieder eingeschlafen. Entertainment kann ich! Die erste Nacht war – sagen wir – Abwechslungsreich. Gefühlt kam alle 10 Minuten eine Schwester ins Zimmer und wollte abwechselnd von mir und/oder meinen Bettnachbarinnen Blutdruck, Temperatur, Drainage leeren, „geht’s ihnen gut – brauchen sie was“?

Tag 1 danach:

War ok, kaum Schmerzen, konnte mich gut bewegen und auch direkt wieder in meine eigenen Klamotten steigen. Kurze Visite, Druckverband abgenommen, Wunde kontrolliert, passt, Stütz-BH angezogen. Eine Physiotherapeutin kam und hat mir ein paar Atem- und Bewegungsübungen gezeigt. Netflix sei dank hab ich den Nachmittag und den Abend dann wunderbar gemeistert. Nacht zwei war schon etwas ruhiger und dank Ohropax war auch etwas Schlaf möglich.

Tag 2 danach:

Visite (wieder sehr kurz gehalten) – Ah, schaut sehr gut aus – wie geht’s ihnen? Gut? Ja, dann können Sie, wenn sie möchten, heute oder morgen nach Hause. Ha, dann lieber heut als morgen! Die Schwester meinte, ich soll ruhig mal duschen gehen, dann lassen sich die Pflaster leichter lösen und danach kann die Drainage gezogen werden. Gesagt getan – Drainage ist raus, Zugang auch, Arztbrief fertig, das Flo-Taxi bestellt.

Und wieder eine Etappe geschafft! Hurra! Jetzt heißt es noch abwarten, auf das pathologische Ergebnis. Davon ist ja abhängig ob ich ggf. noch eine Tabletten-Chemo dranhängen muss oder nicht. Ich hoffe mal nicht. Es muss jetzt einfach gut sein!

Zum Abschluss noch die wundersame Wandlung der Melanie Bastin. Von „Tag der OP“ bis „Tag 2 nach danach“ (#NOFILTER):